Zum Hauptinhalt springen Skip to page footer

Wie können Informationen über problematische Stoffe dazu beitragen, innovative Technologien und Geschäftsmodelle von Abfallunternehmen zu stimulieren?

Dieser Frage widmet sich die Machbarkeitsstudie für die Europäische Kommission. Ausgehend von zwölf Fallbeispielen für unterschiedlichste Produktgruppen zeigt sie auf, welche Kreislaufwirtschafts-Potentiale sich durch bessere Materialinformationen zukünftig erschließen ließen und welche Verbesserungen dazu in Informationsumfang und –übermittlung nötig sind. Bei Möbeln und PKW-Teilen, den beiden von sofia bearbeiteten Fallstudien, lassen sich jeweils mehrere Ansatzpunkte identifizieren, wie verbesserte Informationen eine Wiederverwendung (bzw. die Vorbereitung selbiger) ermöglicht.
Dafür müssen die Abfallbetriebe wissen, welche problematischen Stoffen (Substances of Concern, SoC)  die Produkte enthalten, um ihre Berichtspflichten (z.B. Art. 33 REACH) zu erfüllen und Stoffbeschränkungen (z.B. Art. 67 i.V.m. Annex XVII REACH) zu beachten. Durch die komplexe Erzeugnisstruktur der Produkte benötigt man dazu Datenbanken, in denen alle Lieferkettenakteure Materialinformationen zu ihren Produkten bereitstellen und die mittels einer eindeutigen Produktidentifizierung eine rasche Zuordnung im Sortierprozess ermöglichen. Neben der im Aufbau befindlichen SCiP-Datenbank der ECHA existieren bereits derartige branchenspezifische Lösungen, z.B. das IMDS der Automobilindustrie. Da sich die stoffbezogenen Pflichten zwischen der Herstellung des Produktes und seiner Wiederverwendung verändern, sind die Datenbankeinträge über die gesamte Lieferkette fortlaufend an rechtliche Pflichten anzupassen. Dieser Aufwand lässt sich vermeiden, wenn die Lieferkettenakteure die Stoffinhalte ihrer Produkte vollständig in die Datenbank einspielen (Full Material Declaration - FMD). Dann kann das Datenbanksystem die Einträge selbstständig auf neue SoC prüfen. Dies senkt die Transaktionskosten für die Betriebe der Abfallwirtschaft und sichert eine hohe Qualität der zurückgeführten Bauteile und Materialien. Die beiden Fallstudien veranschaulichen, wie Informationen über in Produkten enthaltene SoC dazu beitragen können, im Sinne einer Circular Economy Geschäftsmodelle zur Wiederverwendung und zum Recycling wirtschaftlich attraktiv zu machen.
An der Studie, federführend von Ökopol GmbH verantwortetet, war neben dem sofia-Team auch RPA Ltd. als Kooperationspartner beteiligt.
Zur vollständigen Studie inkl. Anhängen: www.doi.org/10.2873/873130
(15.07.2020)