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KInChem – Konsumverhalten und Innovationen zur nachhaltigen Chemie. Am Beispiel von Produkten mit problematischen Inhaltsstoffen

Hinweise zu den Folgeprojekten zu KInChem finden sich am Ende der Seite.

Neue Meldung am 28.2.2019
Link zur Dokumentation der KInChem-Abschlusstagung Transparenz für Nachhaltige Entwicklung - Impulse für Lernprozesse in der Wertschöpfungskette und im Verbraucherverhalten am 26. und 27. September 2018 an der Ev. Akademie Loccum.

Meldung am 4.4.2017
Link zur Dokumentation des KInChem-Workshops Der „ToxFox“ für EDC und SVHC: Wirkung auf Konsumenten und Unternehmen am 24. März 2017 an der Hochschule Darmstadt

 

Ausgangssituation 

Die Vermarktung von Produkten, deren „Design“ sich an den Kriterien nachhaltiger Entwicklung ausrichtet, ist sowohl im europäischen Primärrecht als auch im Grundgesetz normativ vorgegeben. Laut Artikel 1 Absatz 3 der EU-Chemikalien-Verordnung REACH hat die Industrie sicherzustellen, dass Chemikalien nur so auf den Markt gelangen, dass sie „die menschliche Gesundheit und die Umwelt nicht nachteilig beeinflussen“. Will man diese Ziele erreichen, ergeben sich Herausforderungen aus der Vielzahl existierender „problematischer“ Stoffe mit (öko)toxischem Gefährdungspotential sowie möglicher Stoff-Produkt-Kombinationen. Die Möglichkeiten staatlicher Akteure, generelle Verbote und Beschränkungen auszusprechen, reichen für die Zielerfüllung alleine nicht aus. Eine zielführende Handlungsalternative kann aber darin bestehen, die Transparenz bezüglich problematischer Inhaltsstoffe von Produkten zu steigern. Ist zu erwarten, dass Verbraucher ihr Kaufverhalten verstärkt danach ausrichten, welche Stoffe in den konsumierten Produkten wie Kosmetika, Textilien, Möbel etc. enthalten sind, reagiert der Handel, indem er sein Angebot anpasst. Daraus entstehen marktvermittelte Impulse, die upstream entlang der Wertschöpfungskette Substitutionsanreize bei den Produkt- und auch bei den Stoffproduzenten freisetzen. Darüber hinaus werden gesellschaftliche Such- und Lernprozesse in Gang gesetzt.

 

Projektziele und Forschungsfragen

Das skizzierte Anreizsystem kann sich nur dann voll entfalten, wenn ein „Brückenschlag“ vollzogen ist, der die aus wissenschaftlichen oder regulatorischen Kontexten stammenden Informationen zu problematischen Stoff- und Produkteigenschaften überhaupt erst für die Verbraucher erschließt. Zu diesem Zweck entwickelt das Vorhaben Lösungen. Den Untersuchungsrahmen bildet dabei die REACH-Verordnung. Mit dieser hat der Normgeber ein Regelungssystem geschaffen, zu dessen Grundpfeilern es gehört, stoffbezogene Transparenz herzustellen gegenüber der Öffentlichkeit im Allgemeinen sowie gegenüber Verbrauchern im Speziellen. Damit setzt das Regelwerk, ergänzend zu weiteren ordnungsrechtlichen Mechanismen, auf die genannten transparenzinduzierten Marktimpulse. Diese sind bislang jedoch auf die bloße Bereitstellung von Produktinformationen begrenzt. Im Rahmen des Vorhabens ist daher zu klären,  ­    

  • wie sich sicherstellen lässt, dass die durch REACH gesammelten Informationen über problematische Stoffeigenschaften für die Verbraucher fruchtbar gemacht werden können, und ­    
  • inwieweit die Verbraucher von den durch REACH eröffneten Informationsmöglichkeiten Gebrauch machen müssen, damit eine Verhaltensänderung auf Seiten der Akteure in der Stoff-Wertschöpfungskette eintritt; ­    
  • welche institutionellen Innovationen, etwa neue Kooperationsformen verschiedener Akteure oder internetgestützte Plattformen, einen Beitrag zur Erreichung der normativen Ziele leisten können und schließlich,  ­    
  • wie REACH ggf. zu verändern bzw. durch nationale Regeln zu ergänzen ist, um die Informationsbereitstellung zu erleichtern und Zugangshemmnisse der Verbraucher effektiv zu senken.

Ein Poster fasst die Ziele und das methodische Vorgehen im Projekt prägnant zusammen.
 

Umsetzungsstrategie

Im Sinne von „Reallaboren“ begleitet das Vorhaben verschiedene zumindest in der Erprobung befindliche Informations-Instrumente und evaluiert diese mithilfe eines breiten Spektrums sozialwissenschaftlicher Methoden, um Gestaltungsoptionen für das REACH-System und dessen institutionellen Kontext zu entwickeln.
 

Verwertung

Die Abschlusstagung in der Ev. Akademie Loccum stellte die Projektergebnisse im Kontext anderer Vorhaben des Förderschwerpunktes einer breiteren Fachöffentlichkeit vor. Der Tagungsbericht "Transparenz für Nachhaltige Entwicklung – Impulse für Lernprozesse in der Wertschöpfungskette und im Verbraucherverhalten" von Leonie Lennartz ist veröffentlicht in der Zeitschrift für Umweltrecht (ZUR) 2019, 124-127.

Aufbauend auf den Ergebnissen von KInChem hat die Forschungsgruppe sofia mehrere inhaltlich und methodisch verwandte Projekte, ebenfalls mit internationalen Partnern initiiert. Hervorzuheben sind hier

Die Projektergebnisse aus KInChem lieferten zudem das inhaltliche Fundament für die Aktivitäten in der "Proactive Alliance", einem Zusammenschluss global agierender Unternehmen und Fachverbände mit dem Ziel, auf einen sektorübergreifenden weltweiten Standard für den Datenaustausch zu Stoffen in Produkten hinzuwirken.

 

Weitere Veröffentlichungen

Konsortium

Verbundpartner

  • Hochschule Darmstadt (Projektleitung), Forschungsgruppe sofia:
    Prof. Dr. Martin Führ, Dr. Julian Schenten,
    Dipl.-Informationsjurist (FH)
  • Georg-August-Universität Göttingen, Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung:
    Prof. Dr. Kilian Bizer, Mattheus Brenig, M.A

Paxispartner

  • Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND), Berlin, Deutschland
  • Ecotoxicology Unit at the Department of Applied Environmental Science (ITM) of the Stockholm University, Stockholm, Sverige
  • The International Chemical Secretariat (ChemSec), Göteborg, Sverige

Laufzeit
01.04.2015 – 31.12.2018